Repertoire
Wir bieten geistliche Konzerte zu folgenden Themen an:
Ave coronata
Marienfrömmigkeit im mittelalterlichen Europa: Nur wenige Bereiche des christlichen Kirchen-gesangs können sich durch ein so reiches und vielfältiges Repertoire rühmen wie der Kult der Heiligen Jungfrau Maria. Die Marienthematik, die das aktuelle Programm vereint, bietet uns eine ausgezeichnete Gelegenheit, die verschiedenen Regionen Europas zu durchqueren und die charakteristischen Gesänge, die im Zusammenhang mit der Marienverehrung entstanden sind, zusammenzuführen. Wir können somit auch mehrere Jahrhunderte der Musikgeschichte zum Erklingen bringen: von den ältesten Choralgesängen der Karolinger Zeit über geistliche Lieder Italiens und Kataloniens bis zu den mehrstimmigen Kompositionen aus Frankreich oder dem spätmittelalterlichen Böhmen. Wir beenden unsere musikalische Reise in Einsiedeln, mit dem berühmten vierstimmigen „Salve Regina“. Seit dem Hochmittelalter erscheint in den Kirchen auch ein Musikinstrument, das neben dem Gesang zum zweiten Pfeiler der Kirchenmusik werden sollte: die Orgel. In unserem Programm wird sie vor allem in ihrer mittelalterlichen Stilisierung verwen-det, teils als „farbiger Hintergrund“ der spätmittelalterlichen Lieder, teils als Soloinstrument in virtuosen mehrstimmigen Stücken aus dem Faenza-Codex (14. Jh.).
Aus dem Programm:
Karolinger Zeit: Psalmus Eructavit cor meum, Communio Ecce virgo
Spanien: Antiphona Nigra sum, Cantio Stella splendens
Italien: Lauda Venite a laudare, Antiphona O porta principis
Frankreich: Rondo Ave mater salvatoris, Cantio Ave virgo singularis
Böhmen: Antiphona Descendi in ortum, Cantio Sanctissima mitissima
Schweiz: Salve regina.
Homo viator
Im Mittelalter waren Pilger-fahrten eine aussagekräftige Metapher für den menschlichen Lebensweg, dessen Endziel das himmlische Jerusalem ist. In unserer musikalischen Wallfahrt besuchen wir die wichtigsten Ziele mittelalterlicher Pilger: Jerusalem, Rom, Santiago de Compostella und Montserrat wie auch einige Schweizer Wallfahrtsorte.
Aus dem Programm:
Rom: Tu es Petrus.
Jerusalem: Lamentatio Jeremiae prophetae.
Santiago de Compostella: Kyrie Rex immense.
Montserrat: Cantio Cuncti simus concanentes.
St. Gallen: Responsorium Parentes Sancti Galli
In Paradisum
Das Programm ist zwei Festen gewidmet, die im Kirchenjahr eine besondere Stellung einnehmen: Allerheiligen und Allerseelen, dem Gedächtnis der Verstorbenen (1. und 2. November). Beide beziehen sich auf die „letzten Dinge des Menschen“, d.h., auf Perspektiven des Lebens nach dem Tod. Dieses Thema ermöglicht eine farbenreiche Auswahl an Gesängen der Gregorianik, ge-schmückt mit einigen Überleitungen ins Schaffen späterer Perioden.
Aus dem Programm:
Gaudeamus in Domino.
Urbs Ierusalem.
Media vita in morte sumus.
In paradisum deducant te angeli.
Felix Helvetia
ein Konzert der Choralschola „Linea et Harmonia“ und Martin Roos, Alphorn und Betrufe
Choralmagister Dr. David Eben, Prag
Choralgesang und Heiligenverehrung in Schweizer Klöstern und Stiften
Das Alpengebiet, das heutzutage zur Schweiz gehört, war seit dem Frühmittelalter der Sitz von bedeutenden kirchlichen Institutionen. Den wichtigsten Verkehrsachsen entlang entstanden Klöster und Stifte, die einerseits Pilger auf dem Weg über die Alpenpässe betreuten, gleichzeitig wirkten sie als kulturell hochrangige Zentren. Es waren aber auch besondere Persönlichkeiten, die diese faszinierende Landschaft von Bergen und sakralen Bauten belebten: Missionare und Heilige, deren Andenken vom Mittelalter bis in unsere Zeit gepflegt wird. Dazu gehören sicher Gallus, Othmar, Leodegar, Verena, Meinrad, Bruder Klaus und viele andere.
Dank der zahlreichen Quellen, die in der Schweiz das glückliche Schicksal hatten und erhalten geblieben sind, können wir nun die historische Klang-Landschaft betreten. Wir öffnen u. a. Musikhandschriften aus St. Gallen, Engelberg oder Einsiedeln, um Gesänge zum Erklingen zu bringen, in denen die Landespatrone in den Klöstern geehrt wurden. Dieses Repertoire widerspiegelt mehrere Jahrhunderte von musikalischer Kreativität und schliesst Choralgesänge aus der Jahrtausendwende (Gallus-Offizium), als auch spätmittelalterliche Schöpfungen (Br. Klaus-Gesänge) und mehrstimmige Kompositionen ein (Cod. Engelberg 314, 14. Jh.).
Zu den Zeugen des geistlichen Lebens der Landesbevölkerung gehören sicher auch die Betrufe oder Alpsegen, die von den Sennen regelmässig in die Täler gesungen wurden. Diese verwenden statt dem Latein die Landessprache, sind aber durch ihre deklamatorischen Melodiemodelle eng mit dem Gregorianischen Choral verbunden und haben musikalisch sicher tiefe Wurzeln. Zwei Betrufe sind auch in unser Konzertprogramm integriert.
Der Klanghorizont der Schweiz wäre wohl nicht vollständig ohne sein typisches Instrument – das Alphorn. Hier wird es in den Händen des Hornisten Martin Roos (Basel) zum Gefährten des liturgischen Gesangs.
David Eben